Tipps für das Aufstehen nach dem Kaiserschnitt
Schwangere können Sich auf Ihren Kaiserschnitt nur bedingt vorbereiten. Ein paar Tipps, die Ihnen den Alltag nach der Entbindung erleichtern, gibt es trotzdem. Erfahren Sie in diesem Beitrag, welche Arten von Kaiserschnitten es gibt und wie Sie sich das Aufstehen danach erleichtern können.
Was ist eigentlich ein Kaiserschnitt?
Der römische Diktator Julius Caesar, der 100-44 Jahre v. Chr. gelebt hat, soll der Legende nach (Aufzeichnungen von Plinius der Ältere) aus dem Bauch seiner Mutter geschnitten worden sein. Das ist weder bestätigt noch widerlegt, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Die Mutter hätte dem damaligen medizinischen Stand zufolge solch einen Eingriff nicht überlebt.
Wahrscheinlicher ist, dass der Begriff Kaiserschnitt abgeleitet wurde aus der Kombination dieser lateinischen Begriffe: caedere ⇒ schneiden und Caesar ⇒ Kaiser ⇒ Kaiserschnitt.
Sectio Caesarea ist der lateinische Fachbegriff für den Kaiserschnitt (kurz: Sectio). Die Mediziner unterscheiden zwei verschiedene Arten von Kaiserschnitt:
Geplanter Kaiserschnitt (primärer) Kaiserschnitt
Sie haben sich für eine traditionelle Niederkunft des Babys entschieden und möchten warten, bis die Entwicklung des Säuglings weit genug fortgeschritten ist. Das Baby soll zu einem berechneten Zeitpunkt, den es im Prinzip durch die Wehen selbst bestimmt, auf natürliche Art entbunden werden.
Allerdings kann uns die Laune der Natur einen Strich durch diese Rechnung machen. Es können Komplikationen auftreten, die eine natürliche Geburt unmöglich machen. Das können folgende Gründe sein:
- im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung entdeckte, gesundheitliche Probleme (Herzfehler, gestörte Entwicklung, zu wenig erwartbares Geburtsgewicht)
- Steißlage (Beckenendlage), Baby würde mit den Beinen zuerst auf die Welt kommen anstatt mit dem Kopf (Gefahr von Sauerstoffmangel)
- Querlage des Ungeborenen (Komplikationen sehr wahrscheinlich)
- anatomische Auffälligkeiten (Verhältnis Babygröße/Mutterbecken passt nicht)
- Placenta praevia, Plazenta vor dem Muttermund positioniert, natürliche Geburt ausgeschlossen
- Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), Hypertonie bei der Mutter in Verbindung mit Wassereinlagerungen im Gewebe sowie Eiweiß im Urin sind gleichsam für Mutter und Kind lebensbedrohlich
- HELLP-Syndrom (schwere Präeklampsie), Blutgerinnung, Leberfunktion der werdenden Mutter sind erheblich gestört
Die verantwortliche Frauenärztin oder die Hebamme (oder beide) entscheiden sich für Ihre sofortige Einweisung in eine geeignete Klinik. Das ist jedoch noch lange kein Grund zur Panik. Die Grenzen zwischen einer primären und sekundären Schnittentbindung verlaufen hier fast übergangslos.
Ungeplanter (sekundärer) Kaiserschnitt
Mitten im natürlichen Geburtsvorgang treten Komplikationen auf, die einen sofortigen Eingriff erfordern.
Mögliche Gründe können sein:
- Unregelmäßige Herzschläge des Babys, angezeigt durch ein CTG (Cardiotokogramm, gleichzeitige Aufzeichnung Herzschlag des Ungeborenen und Wehentätigkeit der werdenden Mutter)
- Baby ist zu groß für den Geburtskanal der Mutter ⇒ Geburtsstillstand
- Versorgungsunterbrechung von der Gebärmutter zum Ungeborenen (Plazenta hat sich zu früh abgelöst, Nabelschnur ist um den Hals des Ungeborenen gewickelt ⇒ Sauerstoffmangel)
- Uterusruptur (Gebärmutterriss), kann an bereits bestehenden Narben entstehen (früherer Kaiserschnitt), Lebensgefahr für Mutter und Kind
Die Bezeichnung Notkaiserschnitt kann sowohl primär als auch sekundär zutreffen und bezieht sich explizit auf die Dringlichkeit hinsichtlich des Befindens von Mutter und Kind. Es kann letztlich auch bei einer geplanten Niederkunft bereits im Verlauf der Schwangerschaft zu Komplikationen kommen, die eine sofortige OP erfordern.
Wochenbett nach dem Kaiserschnitt
Während ein Kaiserschnitt für Chirurgen Routine ist, bedeutet er für die Mutter eine größere OP, die mit einigen Nebenwirkungen verbunden ist. Ein Kaiserschnitt ist eine ernstzunehmende Operation im Bauchraum der Mutter, die in der Regel einer längeren Regenerationszeit bedarf als eine Niederkunft auf natürliche Weise. Deshalb muss die Mutter längere Zeit im Wochenbett verbringen. In zahlreichen Krankenhäusern werden Familienzimmer angeboten, die neben Mutter und Säugling auch Platz für eine zusätzliche familiäre Person (Ehemann, Schwester/Bruder) bieten, damit Ihnen diese unterstützend zur Verfügung stehen.
Neben den gewöhnlichen Nebenwirkungen nach Operationen und den damit verbundenen Narkosen sind nach einem Kaiserschnitt erhebliche Schmerzen zu ertragen. Um diese zu mildern, wird Ihnen das Pflegepersonal auf Bitten ein Schmerzmittel verabreichen, das die Muttermilch nicht belastet. Ihre Hebamme wird über die Geburt hinaus Ihren Gesundheitszustand und den des Neugeborenen engmaschig überwachen.
Hilfe annehmen
Zudem brauchen Sie in den Tagen und Wochen nach der Schnittentbindung und Entlassung aus dem Wochenbett sehr viel Hilfe im Alltag. Es ist ratsam, schon vor der Niederkunft entsprechende Hilfe zu organisieren.
Freuen Sie sich über die wichtige Zeit der Entspannung im Wochenbett. Sie werden sechs bis acht Wochen eine sogenannte Wöchnerin sein. Das Wichtigste ist überstanden, das ist die Geburt selbst.
Ab wann ist Aufstehen erlaubt?
Noch vor einigen Jahrzehnten wurde der frisch Operierten strenge Bettruhe verordnet. Vor ein paar Jahren schon wurde diese Annahme revidiert. Die frisch gebackene Mutter soll dazu animiert werden, möglichst schnell (etwa 6 Stunden nach der OP) das Bett für kurze Ausflüge zu verlassen. Sie bewirken, dass der Kreislauf in Schwung kommt und die Mama wieder selbstständig auf die Toilette gehen kann. Zudem verringert sich das zuvor gesteigerte Thromboserisiko.
Warum ist das Aufstehen derart schmerzhaft?
Das Aufstehen ist nicht nur mühsam, sondern verursacht Schmerzen. Vergessen Sie nicht: Sie haben eine schwere OP hinter sich, die zwar weniger Geburtsverletzungen als eine natürliche Niederkunft verursacht, aber immerhin Auslöser für erhebliche Schmerzen sind. Um das Baby per Schnittgeburt aus dem Bauch zu holen, müssen einige Muskeln und Gewebeschichten durchtrennt werden. Die für Sie als unerträglich empfundene Schmerzen sind Ihrem Zustand nach dem Eingriff geschuldet.
Eine gute Nachricht ist jedoch: Die Heilung benötigt in der Regel ca. 3 Wochen. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses sollten Sie sich möglichst aufrecht halten. Beim Stehen etwa entspannt sich der Beckenboden automatisch, wodurch die Narbe eine wohltuende Druckentlastung erfährt, während sie in Sitzposition ziemlich zusammengequetscht wird.
Auch das Liegen auf dem Bauch wird aus dem gleichen Grund empfohlen. Dazu nutzen Sie idealerweise zwei Kissen, eines für die Entlastung der Brust, das zweite nimmt den Druck von der Narbe.
Tipps für das Aufstehen nach dem Kaiserschnitt
Befolgen Sie möglichst die nachfolgenden Empfehlungen aus der Praxis.
- Lassen Sie durch das Pflegepersonal sicherstellen, dass Ihr Kreislauf stabil ist
- Setzen Sie sich behutsam auf, rutschen Sie vorsichtig in Richtung Bettkante
- Nehmen Sie zur Stabilisierung der Bauchmuskeln die Hände als Stütze
- Wenn Sie sich stabil fühlen, stehen Sie vorsichtig auf, indem Sie sich über die entsprechende Seite langsam abrollen (Rechtshänderinnen werden sich rechts abrollen, die Linkshänderinnen entsprechend auf die linke Seite)
- Sorgen Sie schon vor der Schnittentbindung dafür, dass Ihr Bett in der richtigen Position steht (Geräte oder andere Gegenstände dürfen das Aufstehen/Abrollen nicht erschweren oder gar verhindern)
- Angehörige oder jemand vom Pflegepersonal sollte Ihnen unbedingt beim Aufstehen helfen
- Sehr hilfreich kann ein Aufstehsessel sein. Wählen Sie einen solchen Sessel nicht nur unter dem Aspekt der praktischen Tauglichkeit aus. Achten Sie auf sein Design, das zum Interieur der Wohnung passen sollte. Eventuell werden Sie ihn später (mit zunehmendem Alter) auch noch gebrauchen können
- Um in Bewegung zu kommen/zu bleiben, ist das Aufstehen nach dem Kaiserschnitt elementar wichtig
Schon vor der Geburt des Säuglings kann die Technik des Aufstehens während der Schwangerschaft geübt werden, dann fällt es nach dem Eingriff leichter.